
Wer andere führen möchte, muss sich selbst führen können.
Die Kunst der Selbstführung
Selbstführung bedeutet, sich selbst zu erkennen und die Beziehung zu sich und zur Welt bewusst zu gestalten. Dazu bedarf es eines klaren Geistes sowie eines klaren Denkens. Aus diesem Grund verbinde ich die Praxis der Achtsamkeit mit der Praxis der Philosophie, um beim Gegenüber eine Haltung zu kultivieren, aus der heraus Selbstführung möglich wird.

Achtsamkeit
Den Buddha-Weg erforschen, heißt sich selbst zu erforschen. Sich selbst zu erforschen, heißt sich selbst zu vergessen. Sich selbst zu vergessen, bedeutet eins zu werden mit allen Existenzen.
– Dōgen
Die Praxis der Achtsamkeit hat ihre Wurzeln im Buddhismus und ist daher bereits über 2.500 Jahre alt. Achtsam zu sein bedeutet, sich der Gedanken, Gefühle und Sinneseindrücke im gegenwärtigen Moment bewusst zu sein und diese Erscheinungen im Bewusstsein so zu akzeptieren, wie sie gerade sind.
Wird diese Haltung regelmäßig kultiviert, so führt das zu einer höheren Selbstwahrnehmung, d.h. der Praktizierende bekommt einen feineren Zugang zu den eigenen Gefühlen. Darüber hinaus führt Achtsamkeit auch zu heiterer Gelassenheit, da der Praktizierende lernt, sich nicht mehr mit seinen Gedanken und Gefühlen identifizieren zu müssen. Zu guter Letzt liegt in der achtsamen Haltung auch der Schlüssel zu mehr Freiheit, weil sich der Praktizierende aus der Umklammerung des Autopiloten befreit und statt unbewusster, gewohnheitsmäßiger Reaktivität nun ganz bewusst entscheiden kann, wie er auf die Ereignisse des Lebens reagieren möchte.
Geht der Praktizierende über das säkulare Verständnis von Achtsamkeit im Westen hinaus und folgt ernsthaft dem buddhistischen Pfad, dann liegt in der Achtsamkeit zudem der Schlüssel zum Erwachen. Dem Erwachen in die Natur des Bewusstseins und der damit verbundenen Erkenntnis, dass das, was wir „Ich“ oder „Selbst“ nennen lediglich eine weitere Erscheinung im Bewusstsein ist, die losgelassen werden kann.

Philosophische Praxis
Denke bis zu den letzten Konsequenzen, reisse nieder, was Deinem Denken im Wege steht; selbst das Heiligste, das Unantastbare ist unheilig und ein Frevel, wenn es dem Gedanken zur Schranke ward.
– Lily Braun
Philosophische Praxis ist die Begleitung und Selbstaufklärung von Menschen in Fragen nach dem guten, bejahenswürdigen Leben. 1981 von Gerd B. Achenbach begründet, knüpft die Philosophische Praxis an das antike Verständnis der Philosophie an, welches in ihr weniger eine theoretische Wissenschaft als vielmehr eine praktische Lebensform sah, die auf Einsicht und Vernunft basierte und zu einem guten Leben beitrug.
Zu philosophieren bedeutet, das vermeintlich Selbstverständliche in Frage zu stellen und die Fähigkeit zum rationalen Urteilen zu entwickeln. In einem vertrauensvollen Dialog wird mit den Inhalten und Methoden der Philosophie der eigene Horizont erweitert, um mit einem neuen Blickwinkel auf sich und die Welt zu blicken.
Das Einüben von Selbstführung erfolgt daher neben der Praxis der Achtsamkeit auch durch die Methoden der Philosophischen Praxis. Denn dort, wo Achtsamkeit die Voraussetzung für Klarheit im Geist schafft, begünstigt die Philosophische Praxis die Entwicklung von Klarheit im Denken.

Psychedelische Integration
Die Kraft der Psychedelika besteht darin, dass sie oft innerhalb weniger Stunden Tiefen der Ehrfurcht und des Verständnisses offenbaren, die uns sonst ein Leben lang entgehen können.
– Sam Harris
Die Arbeit mit Psychedelika ermöglicht einen wertvollen und einzigartigen Perspektivwechsel, um von einem anderen Blickwinkel aus auf sich selbst und das Leben zu schauen. Durch das Eintauchen in das eigene Bewusstsein können tiefergehende Erfahrungen und Erkenntnisse gemacht werden, die sich durch Reflexion und Integration zu einem kostbaren Schatz im Leben entwickeln.
Psychedelische Erfahrungen müssen nicht zwangsläufig durch Einnahme von Substanzen erfolgen. Auch Atemtechniken oder Meditationen können zu veränderten Bewusstseinszuständen führen. Mittlerweile belegen zahlreiche wissenschaftliche Studien aus aller Welt die Wirksamkeit psychedelischer Erfahrungen in unterschiedlichen Kontexten, wenngleich diese Erfahrungen nicht für jeden und jederzeit gleichermaßen geeignet sind!
Die Integration einer psychedelischen Erfahrung kann die Entwicklung des klaren Geistes im Sinne der Achtsamkeit sowie des klaren Denkens im Sinne der Philosophischen Praxis unterstützen, so dass die Kunst der Selbstführung weiter vertieft wird.